Elektronische Patientenakte – das Ende der Schweigepflicht?

Lesung und Diskussion. Zur elektronischen Patientenakte (ePA) gibt es viele offene Fragen: Soll man widersprechen oder nicht?  Das müssen derzeit alle gesetzlich Versicherten entscheiden und werden dazu von ihrer Krankenkasse per Brief aufgefordert. Wenn sie nicht reagieren, wird automatisch ab Januar 2025 eine elektronische Patientenakte für sie eingerichtet (Opt-Out- bzw. Widerspruchslösung).
Am 7.11.2024 um 19 Uhr sollen in einer Autorenlesung mit dem Münchener Psychiater Dr. Andreas Meißner im Literatur-Cafè Taranta Babu, Humboldtstraße 44, wichtige Hintergründe beleuchtet werden. Es wird Platz für Fragen und Diskussion geben.
Viel zu wenige Menschen wissen bisher darüber Bescheid und denken, dass die Behandlungsdaten gut geschützt auf der eigenen Gesundheitskarte gespeichert würden, Tatsächlich werden sie aber zentral auf Servern großer Unternehmen wie Bertelsmann-Arvato und IBM gespeichert und sind für Praxen, Apotheken und Krankenhäuser jeweils eine Zeit lang zugänglich, wenn man dort behandelt wurde.
Brisanter ist jedoch, dass die Daten der – nicht nur streng medizinischen – Forschung zur Verfügung gestellt werden und per Europa-Gesetzgebung in den Europäischen Gesundheitsdatenraum wandern, u.a. zum Trainieren von KI. Dies soll nur pseudonymisiert, also rückverfolgbar geschehen.
Es handelt sich hierbei um einen enormen gesellschaftlichen Umbruch, weg von der ärztlich-therapeutischen Schweigepflicht hin zu auch fremder Datenverwertung ohne Einholen einer Zustimmung. Die verschiedenen Leistungserbringer sind verpflichtet, die Daten einzuspeisen. Nur wenn die Patientin / der Patient dem automatischen Anlegen einer elektronischen Patientenakte widersprochen hat, kann dies nicht geschehen.
Andreas Meißner hat schon 2019 mit dem Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS) eine erste Bundestagspetition auf den Weg gebracht für die Freiwilligkeit des Anschlusses von Praxen an die Datenautobahn im Gesundheitswesen, genannt Telematik-Infrastruktur.  Weitere Petitionen und Aktionen aus diesem Bündnis folgten. Das über die Jahre gesammelte Wissen hat er nun in einem Buch mit dem in der Überschrift genannten Titel für PatientInnen zusammengetragen, das Ende Mai 2024 erschienen ist. Aus diesem Buch wird er lesen und in seinem Vortrag weitere Informationen einbringen.